„Das ist eine ideale Netzwerkförderung“

Für die Jahre 2021 bis 2024 hat Baden-Württemberg über 1,2 Millionen Euro als zusätzliche Fördermittel für die HIDSS4Health zur Verfügung gestellt. Was überzeugt am Konzept der HIDSS4Health? Ein Gespräch mit Dr. Simone Schwanitz, Ministerialdirigentin im Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg.

Welche Rolle spielt Data Science für die Wissenschaft am Standort Baden-Württemberg?

Datenwissenschaften halte ich für den zentralen Treiber der Forschung in den kommenden Jahren. Daten sind ein ungeheuer wertvoller Rohstoff. Deshalb brauchen wir jetzt Datenwissenschaftler, die Daten analysieren und für die Forschungscommunity anderer Fachbereiche aufbereiten. Die Helmholtz-Gemeinschaft hat mit ihren Information & Data Science Schools eine hervorragende Initiative für die Nachwuchsförderung in den Datenwissenschaften geschaffen. Das ist genau der richtige Weg.

Medizinische Forschung und Life Science sind in Baden-Württemberg sehr stark. Daher hat die Helmholtz-Gemeinschaft hier die HIDSS4Health mit dem Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften aufgebaut. Wie hat sich die Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern und Data Scientists dadurch verändert?

Die HIDSS4Health hat die Kooperation enorm belebt. Sie fügt sich hervorragend in die Infrastruktur ein, die wir seit Langem aufbauen. Wir haben schon gute, gefestigte Kooperationen zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), der Universität Heidelberg und der Universitätsklinik Heidelberg. Gesundheitsforschung ist in unserem Land ein großes Thema, wir bauen es gerade weiter aus.

Die Landesregierung hat in der vergangenen Legislaturperiode da einiges auf den Weg gebracht.

Ja, 2018 wurde beispielsweise auf Initiative von Ministerpräsident Winfried Kretschmann das „Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg“ gegründet, das Forschung, Gesundheitswirtschaft und -versorgung enger vernetzt. Eine große und langfristig angelegte neue Initiative des Landes ist der Innovationscampus Health and Life Science Alliance. Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist hier das „AI Health Innovation Cluster“, das sich mit Datenwissenschaften und der Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Gesundheits- und Life-Science-Bereich beschäftigt. In Baden-Württemberg gibt es viele wichtige Akteure auf dem Feld wie das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie, das Zentrum für Molekularbiologie an der Universität Heidelberg, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Wir haben in Baden-Württemberg inzwischen drei Forschungseinheiten des Europäischen Laboratoriums für Lernen und Intelligente Systeme (ELLIS), die Machine Learning auf Weltniveau machen. 2020 startete mit ELLIS Life die dritte Unit, die KI-Forschung und Lebenswissenschaften in Heidelberg verbindet. Die HIDSS4Health spiegelt die Forschungsschwerpunkte in unserem Land sehr gut wider und vernetzt viele Akteure.

Was überzeugt Sie am Konzept der HIDSS4Health?

Dass sie Top-Bedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs bietet, die beispielgebend sind. In keinem anderen Promotionskolleg, das mir bekannt ist, werden die Data Science so systematisch und fokussiert berücksichtigt wie an der HIDSS4Health. Denn noch sind die Datenwissenschaften kein etabliertes Studienfach. Daher müssen Fachausbildung und Ausbildung in Data Science in der Graduiertenausbildung zusammengeführt werden. Und hier kann die HIDSS4Health sogar international punkten…

…83 Prozent der Bewerbungen kommen aus dem Ausland…

Das finde ich sehr beeindruckend und eine schöne Bestätigung für das Konzept. Auf diese Weise gelingt es uns hervorragend, erstklassigen Wissenschaftsnachwuchs nach Deutschland zu holen und hier zu halten.

Für die Jahre 2021 bis 2024 stellen Sie insgesamt 1.231.200 Euro als zusätzliche Fördermittel für die HIDSS4Health zur Verfügung, so dass die School mehr Doktoranden rekrutieren kann. Warum?

Für mich ist das eine ideale Netzwerkförderung auf einem hohen Niveau in einem Querschnittsbereich, den wir weltweit brauchen und am Standort vorantreiben wollen. Wir sind ja bereits langfristiger Partner für den Bereich Lebenswissenschaften, fördern das DKFZ, das KIT und die Universität Heidelberg. Dass in der School diese Institutionen mit Nachwuchswissenschaftlern jetzt so eng zusammenarbeiten, ist ein unschätzbarer Wert.

Wo sehen Sie die Zukunft der Data Science?

Ich kann mir kein großes Forschungsprojekt vorstellen, das ohne Data Science auskommt, außer vielleicht in ganz wenigen Bereichen der qualitativen Geisteswissenschaften. In den Naturwissenschaften und Lebenswissenschaften wird immer mit großen Datenmengen gearbeitet, da sind große Fortschritte zu erwarten. Deutschland ist international schon gut aufgestellt. Gleichwohl stehen wir weltweit noch nicht auf Platz 1.

Wie möchten Sie dahin kommen?

Wir müssen noch mehr Initiativen auf den Weg bringen und mehr Akteure gewinnen, die bereit sind, daran mitzuwirken. Zum Glück haben wir viele jüngere Wissenschaftler, die gerne Grenzgänger sind zwischen den Fachwissenschaften und Data Science. Wenn wir in Kooperation mit starken Partnern wie der Helmholtz-Gemeinschaft weiter so gute Formate wie die HIDSS4Health voranbringen, sind wir auf einem guten Weg an die Spitze.

Interview: Anja Dilk

Alternativ-Text

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